Effektive Prompts für ChatGPT

Der Begriff „Prompt“ beschreibt in der Künstlichen Intelligenz (KI) kurze Anweisungen oder Textfragmente, die einem KI-Modell gegeben werden, um meine gewünschte Antwort oder Ausgabe zu erhalten. Sie dienen als Startpunkt beispielsweise für die Generierung von Ideen, Texten, Übersetzungen und Antworten auf Fragen.
Mit gezielten Prompts können Sie ChatGPT in allen Phasen der Vorbereitung nutzen, zum Beispiel, um die Ausgangssituation zu analysieren,
Argumente zu sammeln und zu priorisieren, geeignete Beispiele und Analogien zu finden oder in einem virtuellen Argumentationssparring den Umgang mit Einwänden und Kritik zu trainieren. Dies setzt jedoch voraus, dass Sie Prompts effektiv formulieren und die Grenzen und Risiken von Chat GPT beachten.
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Hier ein fiktives Szenario zur Veranschaulichung:
Als Experte einer Forschungseinrichtung sind Sie zu einer Podiumsdiskussion
mit Publikum zum Thema „Hat Kernenergie noch Zukunft?“ eingeladen.
Sie sind überzeugter Befürworter der Kernenergie. Teilnehmen
werden auch Vertreter von Greenpeace, die dafür bekannt sind, ihre Kritik
konfrontativ und ideologisch vorzutragen.
Um gut präpariert zu sein, nutzen Sie ChatGPT mit Hilfe der folgenden
Prompts, die Sie für vier Rubriken formulieren und die schrittweise
verfeinert und angepasst werden können.
Hinweis: Die Inhalte in den Klammern sind variabel. Hier können Sie bei anderen
Auftrittsszenarien die jeweils relevanten Informationen eintragen.
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1. Ausgangssituation: Definition von Thema, Ziel und Zielgruppe
„ChatGPT, analysiere das Thema [Hat Kernenergie noch Zukunft?], mein Argumentationsziel [Die eigenen Pro-Position überzeugend vertreten und verteidigen] und die Zielgruppe [Vertreter von Greenpeace]. Berücksichtige dabei die spezifische Vorinformation, [dass die Kritiker in vergangenen Diskussionsrunden konfrontativ und ideologisch argumentiert haben].“
2. Argumente sammeln und strukturieren (ggf. mit Hilfe von ETHOS)
„ChatGPT, identifiziere und stärke die besten Argumente für meinen Standpunkt [Pro Kernenergie]. Verstärke die Argumente zum Beispiel durch den Nutzen, Beispiele, Zahlen & Daten, anerkannte Autoritäten und Referenzländer. Gib zudem eine Übersicht der wichtigen Gegenargumente, damit ich nicht von Kontra-Argumenten überrascht werde.“
3. Priorisierung der Argumente
„ChatGPT, priorisiere die überzeugendsten Argumente für die Diskussion mit der Zielgruppe [Greenpeace] und ordne sie nach ihrer Überzeugungskraft und strategischen Bedeutung. Beachte, dass ich nicht Greenpeace, sondern das Publikum überzeugen will.“
4. Vorbereitung auf Gegenargumente und Angriffe
„ChatGPT, spiele den Advocatus Diaboli. Erstelle mögliche kritische Fragen, Einwände und emotionale Angriffe seitens der Zielgruppe [Greenpeace] und entwickle effektive Gegenstrategien und Antworten.“
Diese vier Fragenkreise veranschaulichen beispielhaft Einsatzmöglichkeiten dieses KI-Tools. Darüber gibt es eine Vielzahl weiterer Anwendungen, sei es bei der strukturierten Sammlung von Argumenten mit Hilfe der erwähnten ETHOS-Formel oder bei der Entwicklung von Argumentationsmodulen für Ihre Auftritte. Das Akronym ETHOS wird im Buch “Argumentieren unter Stress” erläutert. Die Buchstaben stehen für Economical, Technical, Human, Organizational und Social.
KI effektiv nutzen: Grenzen im Blick behalten
ChatGPT ist nicht in der Lage, wie Menschen logisch zu denken, sondern es generiert Antworten basierend auf statistischen Wahrscheinlichkeiten, die aus den Trainingsdaten abgeleitet werden. Die generierten Inhalte können Fehler enthalten, daher ist eine gründliche Evaluation des Materials unumgänglich. Die endgültige Qualitätskontrolle obliegt dem Nutzer.
Dieses KI-Tool erreicht seine Grenzen, wenn spezifisches Fachwissen, tiefergehendes kritisches Denken, genaue Quellenangaben, persönliche Erfahrungen und die Anpassung an spezifische Zielgruppen gefragt sind. In solchen Fällen ist das menschliche Urteilsvermögen entscheidend, um Relevanz, Genauigkeit und Eignung der generierten Inhalte sicherzustellen.
Meine Empfehlung: Sammeln Sie Ihre eigenen Erfahrungen mit der Formulierung von Prompts, um die Möglichkeiten von ChatGPT voll auszuschöpfen und die Grenzen zu erkennen.
* Siehe zur Vertiefung: Ruof, J.: ChatGPT Leitfaden 2024; Meckel, M; L. Steinacker: Alles überall auf einmal 2024